Lübeck – Klimanotstand und Mobiltätswende sind Themen, die in der Hansestadt Lübeck seit Monaten verstärkt diskutiert werden. Mit einem zukunftsweisenden Verkehrsversuch reagiert die Bauverwaltung jetzt auf die Forderungen zum Klimaschutz und für mehr Lebensqualität.
Nach dem Prinzip einer Pop-up-Lane wird in der Krempelsdorfer Allee und Fackenburger Allee, von Friedhofsallee bis Bahnhofsbrücke, versuchsweise der Verkehrsraum neu und fair verteilt. Pro Richtung wird je eine Fahrspur für den Radverkehr und öffentlichen Personennahverkehr ausgeschildert. Damit wird Radfahrern und Bussen hier Vorrang gewährt.
Durch den Wegfall der beidseitigen Radwege entsteht nicht nur mehr Raum für Fußgänger, sondern auch insgesamt vor den Häusern. Mehr Grün und eine tagsüber beruhigte Parksituation steigern an dieser Stelle die Aufenthaltsqualität in der Straße.
„Das ist ein großer Schritt für unsere Stadt hin zu einer zukunftsgewandten Mobilität“, erklärt Bausenatorin Johanna Hagen. „Die Neuordnung ist eine Chance, allen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern einen sicheren und komfortablen Verkehrsraum zu gewähren, Lärm zu mindern und unsere beschlossenen Klimaziele zu erreichen.“
Umweltsenator Ludger Hinsen ergänzt: „Die Fackenburger Allee eignet sich besonders für einen Versuch, zumal dort die Probleme von der Lärm- über die Umweltbelastung bis hin zum belästigenden und ordnungswidrigen Parken besonders augenfällig sind. Der Versuch wird uns helfen, dauerhafte Lösungen zu entwickeln.“
Die verkehrlichen Änderungen im Überblick
Der Versuch sieht zur Förderung der Mobilitätswende eine ganzheitliche Neuordnung des Auto-, Fuß- und Radverkehrs vor:
· Der motorisierte Individualverkehr wird auf eine von bisher zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung beschränkt.
· Die jeweils rechte Fahrspur wird als Radfahrstreifen markiert. Per Beschilderung wird auf dieser Spur auch der Linienbusverkehr zugelassen.
· Das Linksabbiegen ist auf dem gesamten Streckenabschnitt von der Krempelsdorfer Allee/Stockelsdorfer Straße bis zur Bahnhofsbrücke sowie auf einmündenden sogenannten Rippenstraßen untersagt. Ein Linksabbiegen ist nur bei signalisierten Kreuzungen zugelassen. Dadurch werden Rückstaus vermieden, der Verkehrsfluss erhöht.
· Vorhandene Radwege werden durch Schilder und/oder Piktogramme zusätzlich als Gehwegflächen ausgewiesen, so dass mehr Raum für Fußgänger entsteht. Gleichzeitig können die neu gewonnenen Flächen dann zum Beispiel für gastronomische Angebote oder zusätzliches Grün genutzt werden.
· Das Be- und Entladen auf der Fahrbahn oder dem Radfahrstreifen ist untersagt. Ladezonen werden für einen begrenzten Zeitraum geschaffen, um dort ansässige Betriebe zu unterstützen. Das Parken ist hier nur noch nachts erlaubt.
Website und E-Mail-Kontakt für Bürger
Umfassende Information zum Verkehrsversuch sind online unter www.luebeck.de/verkehrsversuch abrufbar. Zur Kontaktaufnahme wird zeitnah die E-Mail-Adresse verkehrsversuch@luebeck.de eingerichtet. Bürger können auf diesem Weg ihre Fragen rund um das Projekt stellen und Auskünfte erhalten.
„Schon im Zuge des laufenden Vorhabens zum Neubau der Bahnhofsbrücke haben wir festgestellt, wie wichtig eine direkte Kommunikation mit allen Betroffenen ist. Mit der Umsetzung des Verkehrsversuchs Fackenburger Allee wollen wir diesen Weg fortsetzen und transparent, regelmäßig und proaktiv über das Vorhaben sprechen. Der Verkehrsversuch ist eine große Chance für Lübeck. Doch nur, wenn wir alle Betroffenen erreichen, kann das Projekt ein Erfolg werden“, so Bausenatorin Hagen.
Hintergrund: Verkehrsversuch Fackenburger Allee
Die Fackenburger Allee ist eine vierspurige Verkehrsstraße und Haupteinfallstor in die Lübecker Innenstadt. Mit zwei Fahrstreifen für jede Richtung weist sie eine hohe Belastung durch Kfz-Verkehr auf. Mit einem Verkehrsversuch von der Krempelsdorfer Allee/Stockelsdorfer Straße bis hin zur Bahnhofsbrücke soll der Verkehrsraum neu verteilt und insbesondere dem Rad- und Fußverkehr mehr Sicherheit eingeräumt werden. Der Versuch startet voraussichtlich im Mai 2022 und ist zunächst auf eine Laufzeit von sechs Monaten beschränkt. Er kann um weitere sechs Monate verlängert werden. Während und im Anschluss an den Versuch finden umfassende Evaluierungen statt.