Bahngleis bei Neustadt i.H. - Foto: Arno Reimann
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Kiel – Ausbleibende Mittel des Bundes werden in den kommenden Jahren absehbar dazu führen, dass die bisherigen Leistungen im schleswig-holsteinischen Schienenpersonen-Nahverkehr nicht überall vollständig aufrechterhalten werden können. Wie Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen zusammen mit NAH.SH-Chef Arne Beck in Kiel erläuterte, sei zwar der ÖPNV-Finanzierungsbeitrag des Landes seit 2022 von 66 auf aktuell 275 Millionen Euro gestiegen, bis zum Jahr 2032 würden aber voraussichtlich allein 570 Millionen Euro an sogenannten Regionalisierungsmitteln fehlen.

„Wir haben uns in der Landesregierung darauf verständigt, einen Teil des Fehlbetrags durch die Abbestellung von Verkehr abzufedern. Unser Ziel ist aber, die Lücke in den nächsten Jahren unter anderem durch die Nutzung unseres Sondervermögens MOIN.SH zu schließen. Zudem wollen wir die Finanzplanung aktualisieren – unter anderem entsprechend der Verkehrsverträge“, sagte Madsen gestern (14.6.) in Kiel.

Als „schmerzhafte erste Konsequenz“ aus dem fehlenden Aufwuchs der Regionalisierungsmittel, mit denen der Bund laut Grundgesetz den ÖPNV mitfinanzieren muss, hatte das Land bereits angekündigt, die Fahrpläne der S-Bahn S 3 im Kreis Pinneberg und zweier AKN-Linien in Randzeiten und am Wochenende auszudünnen. „Um aber die Einsparziele vollständig zu erreichen, ist neben der Einsparung von Verwaltungs­kosten ab 2025 die Abbestellung von Verkehrsleistungen in Höhe von rund sechs Millionen Euro jährlich unumgänglich. Das entspricht 1,5 Prozent der von uns in diesem Jahr bestellten Verkehrsleistungen“, so Madsen.

Leitlinie bei der Zusammenstellung weiterer Maßnahmen sei gewesen, die Auswirkungen auf Pendler so gering wie möglich zu halten. „Das bedeutet landesweit kleinere Einschnitte, sodass im Ergebnis in jeder Region einige Züge wegfallen“, sagte Madsen. Betroffen seien vor allem Verbindungen am Tagesrand und am Wochenende und nur im Einzelfall auch Züge zur Hauptverkehrszeit. „Ergebnis unserer Abwägung war, dass wir als Land weiterhin ein sehr gutes Zugangebot jeweils bis mindestens Mitternacht aufrechterhalten werden.“ Mit der Liste der Maßnahmen (siehe unten) werde die NAH.SH nun auf die Eisenbahn-Unternehmen und die Regionen zugehen.

NAH.SH-Chef Arne Beck erinnerte daran, dass im Rahmen der schleswig-holsteinischen Verkehrsverträge fünf bis maximal zehn Prozent der bestellten Leistungen auch wieder abbestellt werden können. Bei der Auswahl der Einschnitte seien verschiedene Kriterien berücksichtigt worden, „um die Lasten und Härten möglichst breit und gleichmäßig zu verteilen“. Ziel dabei sei, die Abbestellungen in Zeitfenstern zu realisieren, in denen die Nachfrage voraussichtlich ohnehin geringer ist. Beck: „Nun müssen die Verkehrsunternehmen unsere Vorschläge zunächst auf die betriebliche Umsetzbarkeit prüfen – parallel dazu erfolgt die Einbindung der Stadt Hamburg und der betroffenen Kreise und kreisfreien Städte.“ In der Realisierung zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 könne es dann noch zu einzelnen Änderungen bei den Maßnahmen kommen.

 Madsen appellierte nochmals an die Bundesregierung, die Regionalisierungsmittel für die Länder angesichts von massiven Kostensteigerungen aufzustocken. „Mit einem jährlichen Plus von 50 bis 60 Millionen Euro müssten wir nicht über Kürzungen im Fahrplanangebot nachdenken“, sagte er. Die Länder fordern neben den 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zur Fortführung des Deutschlandtickets auch jährlich zusätzlich 1,5 Milliarden Euro für den Ausbau und die Modernisierung des ÖPNV. In diesem Jahr bekommt das Land 371 Millionen Euro reguläre Regionalisierungsmittel sowie bis zu 52,4 Millionen Euro als Bundesanteil für das Deutschlandticket.

Überblick der geplanten Abbestellungen ab Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2024

ACHTUNG: Aus betrieblichen Gründen kann es im Detail noch zu Anpassungen kommen. Alle konkret betroffenen einzelnen Fahrten stehen voraussichtlich ab Mitte August fest.

Netz Mitte

RE 7 – Hamburg-Kiel: Streichung von je einem Zug pro Richtung im Nachtverkehr an Wochenenden

(Kiel Abfahrt 03:05 Uhr, Hamburg Abfahrt 03:43 Uhr)

Netz West

RE 60 – Hamburg-Niebüll: Von den zwei zusätzlich zum stündlichen Grundtakt verkehrenden Sprinterzügen am Wochenende in der Saison entfällt ein Zug je Richtung zwischen Hamburg und Niebüll

(Sommerfahrplan Hamburg Abfahrt 07:29 Uhr;

Frühlings- und Herbstfahrplan Hamburg Abfahrt 08:30 Uhr;

Frühlings- und Herbstfahrplan sonnabends Westerland Abfahrt 17:50 Uhr;

Frühlings- und Herbstfahrplan sonntags Abfahrt 16:50 Uhr;

Sommerfahrplan sonntags Westerland Abfahrt 17:50 Uhr;

Sommerfahrplan sonnabends Westerland Abfahrt 18:50 Uhr)

RE 6 – Niebüll-Westerland: Streichung einiger Züge des Halbstundentaktes werktags vormittags

(Frühlings-, Sommer- und Herbstfahrplan: Westerland Abfahrt 07:50, Niebüll Abfahrt 09:30 Uhr; Sommerfahrplan Westerland Abfahrt 08:50 Uhr, Niebüll Abfahrt 10:30 Uhr;

Frühlings- und Herbstfahrplan Abfahrt 09:50 Uhr)

E-Netz Ost

RB 85 – Lübeck-Neustadt: Streichung von je einem Zug pro Richtung im Nachtverkehr an Wochenenden.

(Lübeck Abfahrt 03:12 Uhr, Neustadt Abfahrt 04:15 Uhr)

RE 8 – Hamburg-Lübeck: Streichung von je einem Zug pro Richtung im Nachtverkehr an Wochenenden

(Lübeck Abfahrt 03:09 Uhr, Hamburg Abfahrt 03:06 Uhr)

RE 86 – Lübeck-Lübeck-Travemünde-Strand: Streichung von je vier Zügen pro Richtung werktags, die bisher den Stundentakt zum Halbstundentakt ergänzen, aber nicht alle Stationen bedienen können. Der Halbstundentakt an Wochenenden in der Saison bleibt unverändert bestehen

(Lübeck Abfahrt 06:37, 16:37, 17:37, 18:37 Uhr,

Lübeck-Travemünde Strand Abfahrt 07:03, 17:03, 18:03, 19:03 Uhr)

Akkunetz Ost

RE 83 / RB 84 – Lübeck-Kiel: Konkrete Maßnahmen werden Gegenstand von Gesprächen zwischen erixx und NAH.SH werden.

Akkunetz Nord

RB 64 – Husum-Bad St. Peter-Ording: Streichung der beiden letzten Zugverbindungen pro Richtung am Abend

(Husum Abfahrt 23:43 Uhr und Abfahrt 0:49 Uhr; Bad St. Peter-Ording Abfahrt 00:40 Uhr und Abfahrt 01:44 Uhr)

RB 75 – Kiel-Rendsburg: Streichung von je einem Zug pro Richtung im Nachtverkehr an Wochenenden

(Kiel Abfahrt 00:25 Uhr, Rendsburg Abfahrt 01:53 Uhr)

Akkunetz Ost-West

RB 82 – Neumünster-Bad Oldesloe: Streichung von je zwei Zügen pro Richtung am Tagesrand

(Neumünster täglich Abfahrt 00:37 Uhr, werktags Abfahrt 03:39 Uhr, sonnabends Abfahrt 04:37 Uhr, sonntags Abfahrt 05:37 Uhr,

Bad Oldesloe täglich Abfahrt 01:37 Uhr, werktags Abfahrt 04:37 Uhr, sonnabends Abfahrt 05:37 Uhr, sonntags Abfahrt 06:37 Uhr)

RB 63 – Heide-Büsum: Streichung von je einem Zug pro Richtung (Heide Abfahrt 00:18 Uhr, Büsum Abfahrt 00:48 Uhr)

Netz Mitte Los B

RB 61 – Pinneberg-Itzehoe: Streichung von je einem Zug pro Richtung im Nachtverkehr an Wochenenden

(Pinneberg Abfahrt 03:06 Uhr, Itzehoe Abfahrt 03:11 Uhr)

Netz Süd

A 1 – Eidelstedt-Ulzburg-Süd: Montags bis freitags ab ca. 22 Uhr besteht künftig ein 30-Minuten-Takt anstatt eines 20-Minuten-Taktes. Sonnabends wird ein 30-Minuten-Takt anstatt eines 20-Minuten-Taktes gefahren.

A 2 – Norderstedt Mitte-Kaltenkirchen: Montags bis freitags ab ca. 22 Uhr wird ein 30-Minuten-Takt anstatt eines 20-Minuten-Taktes gefahren. Sonnabends besteht künftig ein 30-Minuten-Takt anstatt eines 20-Minuten-Taktes.

A 2 – Kaltenkirchen-dodenhof:

Entfall der zusätzlichen Fahrten am Sonnabend zwischen Kaltenkirchen und dodenhof. Es verbleibt ein stündliches Angebot.

Niebüll-Dagebüll

RB 65: Konkrete Maßnahmen werden Gegenstand von Gesprächen zwischen neg und NAH.SH werden.

S-Bahn

S 3 – Elbgaustraße-Pinneberg: Reduzierung von einem 10-Minuten-Takt auf einen 20-Minuten-Takt in der Nebenverkehrszeit (sonnabends 15 bis 22 Uhr und sonntags 8 bis 20 Uhr). Außerdem war bereits eine Rücknahme der 2022 hinzu bestellten Taktverdichtung montags bis freitags zwischen 20 bis 23 Uhr angekündigt. Aufgrund unzureichender Wendekapazitäten kann dies zum Fahrplanwechsel im Dezember nicht umgesetzt werden. Im Ergebnis entfällt montags bis freitags kurz nach 22 Uhr ein Zug je Richtung. Damit bleibt der 10-Minuten-Takt montags bis freitags bis 22 Uhr bestehen.

RB 81 – Ahrensburg-Bad Oldesloe: Streichung von je einem Zug pro Richtung im Nachtverkehr an Wochenenden

(Bad Oldesloe Abfahrt 03:35 Uhr, Hamburg Abfahrt 02:41 Uhr)

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