Offenbach – Der Juni 2021 ist in Deutschland der drittwärmste seit Beginn kontinuierlicher Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Er war zugleich niederschlagsreich und sehr sonnig. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.
In der ersten und letzten Junidekade lag Mitteleuropa zeitweilig unter dem Einfluss hohen Luftdrucks, der jedoch regelmäßig heranziehenden Tiefdruckgebieten Platz machen musste. Dies führte lokal immer wieder zu heftigen Gewittern, kräftigen Niederschlägen, Hagel und schweren Sturmböen. Zur Monatsmitte machten die Tiefs dann einen Bogen um Mitteleuropa, so dass viel Sonnenschein mit teilweise großer Hitze dominierte.
Erste Hitzewelle des Jahres Mitte Juni
Mit 19,0 Grad Celsius (°C) lag der Temperaturdurchschnitt im Juni 2021 um 3,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961-1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991-2020 betrug die positive Abweichung 2,6 Grad. Die durchweg sommerlichen, zur Monatsmitte hin hochsommerlichen Werte führten zum nach 2019 (19,8 °C) und 2003 (19,4 °C) drittwärmsten Juni seit Messbeginn 1881.
In der zweiten Monatsdekade brachte die erste Hitzewelle des Jahres die Bundesbürger kräftig ins Schwitzen: In Berlin-Tempelhof und Baruth, südlich davon, kletterte das Thermometer am 19. mit jeweils 36,6 °C am höchsten. Einige DWD-Stationen meldeten Tropennächte: In Berlin-Marzahn, Berlin-Tempelhof und Lindenberg, weiter südöstlich, gab es je vier Nächte mit einem Minimum von über 20 °C. Bad-Kreuznach, südwestlich von Mainz, zählte acht heiße Tage (≥ 30 °C). Am 1. verzeichnete Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge mit 0,5 °C den tiefsten Monatswert.
Im Süden schwere Gewitter mit oft großen Regenmengen, im Osten Trockenheit
Der Juni 2021 übertraf mit rund 95 Litern pro Quadratmeter (l/m²) sein Niederschlagssoll (85 l/m²) der Referenzperiode 1961-1990 deutlich. Verglichen mit der Periode 1991-2020 lag das Plus sogar bei knapp 20 l/m². Kennzeichnend waren vor allem die örtlich kräftigen, teils auch extrem heftigen Gewitter. Diese führten, oft begleitet von Starkregen, großkörnigem Hagel sowie schweren Sturmböen, hauptsächlich im Süden in der ersten und letzten Dekade zu großen Niederschlagsmengen. In den betroffenen Gebieten kam es zu teils katastrophalen Verhältnissen. Die höchste Tagesmenge meldete am 23. Nürtingen-Reudern, südöstlich von Stuttgart, mit 115,0 l/m². Insgesamt fiel in Oberschwaben und an den bayerischen Alpen mit teils über 250 l/m² der meiste Niederschlag. Im Großraum Berlin, dem mittleren Brandenburg und der Uckermark wurden dagegen mancherorts kaum 5 l/m² gemessen. Die anhaltende Trockenheit führte hier bereits zu den ersten großen Waldbränden.
Der Juni war vor allem im Nordosten sehr sonnenscheinreich
Mit rund 260 Stunden übertraf die Sonnenscheindauer im Juni 2021 ihr Soll von 203 Stunden (Periode 1961-1990) um 28 Prozent, also recht deutlich. Im Vergleich zur Periode 1991-2020 lag die positive Abweichung bei gut 20 Prozent. Sehr sonnig war es auf Rügen sowie an der vorpommerschen Küste mit teils mehr als 330 Sonnenstunden. In Nordfriesland und in den zentralen Mittelgebirgen kamen dagegen örtlich nur rund 210 Sonnenstunden zusammen.
Das Wetter in den Bundesländern im Juni 2021
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)
Schleswig-Holstein war mit 17,5 °C (15,0 °C) und deutlichem Abstand die deutschlandweit kühlste Region. Der DWD ermittelte annähernd 45 l/m² (69 l/m²) und rund 255 Sonnenstunden (225 Stunden). In Nordfriesland zeigte sich die Sonne mit örtlich unter 210 Stunden am wenigsten.
Baden-Württemberg: Hier ermittelten die DWD-Klimaexperten eine Durchschnittstemperatur von 18,9 °C (15,1 °C) sowie eine Sonnenscheindauer von gut 245 Stunden (202 Stunden). Mit einer Niederschlagssumme von gut 150 l/m² (107 l/m²) war Baden-Württemberg das mit Abstand niederschlagsreichste Bundesland. Oberschwaben erhielt im Juni mit örtlich über 250 l/m² dort den meisten Niederschlag. Bei einem Unwetter in Stuttgart-Bad Cannstatt überfluteten die Wassermassen am 4. eine Tunnelbaustelle. Ein Arbeiter starb an der Baustelle, ein anderer wurde in den Neckar gespült und konnte gerettet werden. Schwere Unwetter sorgten besonders in der letzten Dekade örtlich für sintflutartigen Starkregen, teils großen Hagel sowie hohe Hagelansammlungen: Am 23. fielen in Nürtingen-Reudern, südöstlich von Stuttgart, innerhalb von wenigen Stunden 115,0 l/m². Das war die bundesweit größte Tagesmenge.
Bayern: Der Freistaat war im Juni mit nahezu 125 l/m² (112 l/m²) das zweitniederschlagsreichste Gebiet. Der meiste Niederschlag fiel in Oberschwaben sowie an den Alpen mit teils über 250 l/m². Bayern erreichte durchschnittlich 18,9 °C (14,9 °C) und die Sonne schien gut 275 Stunden (200 Stunden). In der letzten Monatsdekade kam es besonders im Süden Bayerns gebietsweise zu schweren Unwettern, welche mit heftigem Starkregen, großem Hagel und hohen Hagelansammlungen teils enorme Schäden in der Infrastruktur verursachten.
Berlin: Die Bundeshauptstadt war mit 21,2 °C (17,1 °C) und nur rund 30 l/m² (70 l/m²) die wärmste und zweittrockenste Region. Innerhalb der ersten großen Hitzewelle registrierte Berlin-Tempelhof mit 36,6 °C am 19. den bundesweit höchsten Monatswert. Marzahn und Tempelhof registrierten insgesamt vier Tropennächte (Min. > 20 °C). Im Großraum Berlins kamen im Juni mancherorts kaum 5 l/m² zustande. Mit etwa 285 Stunden (226 Stunden) war Berlin das zweitsonnenscheinreichste Bundesland.
Brandenburg: Mit 20,3 °C (16,5 °C) und einer Niederschlagmenge von knapp 30 l/m² (65 l/m) war Brandenburg die zweitwärmste sowie die trockenste Region. Den deutschlandweit höchsten Monatswert mit 36,6 °C verzeichnete Baruth, südlich von Berlin, am 19. in der ersten großen Hitzewelle 2021. Die geringste Monatsmenge fiel im mittleren Brandenburg sowie in der Uckermark mit örtlich unter 5 l/m². Durch die anhaltende Trockenheit kam es gebietsweise zu den ersten Waldbränden: Am 25. brannten bei Bötzow, nordwestlich von Berlin, mehrere Hektar Wald. Im Juni summierte sich der Sonnenschein auf knapp 285 Stunden (225 Stunden).
Bremen: Bremen war mit durchschnittlich 18,6 °C (15,5 °C) das zweitkühlste Bundesland. Die Meteorologen errechneten fast 55 l/m² (73 l/m²) und nahezu 250 Sonnenstunden (204 Stunden).
Hamburg: In der Hansestadt betrug die Temperatur 19,3 °C (15,7 °C), die Niederschlagsmenge annähernd 50 l/m² (70 l/m²) und die Sonnenscheindauer rund 250 Stunden (216 Stunden).
Hessen: Hier erreichte die Temperatur im Mittel 19,2 °C (15,2 °C) und die Sonne schien gut 245 Stunden (192 Stunden). In Hessen akkumulierte sich der Niederschlag auf nahezu 80 l/m² und traf damit genau seinen Klimawert (80 l/m²). In Neu-Anspach im Taunus kam es am 4. zu kräftigem Starkregen mit immensen Sachschäden.
Mecklenburg-Vorpommern: Im nordöstlichsten Bundesland lag die Temperatur im Juni bei 18,8 °C (15,4 °C). Mecklenburg-Vorpommern gehörte mit abgerundet 35 l/m² (63 l/m²) zu den niederschlagsarmen Bundesländern. Mit gut 300 Stunden (236 Stunden) war es außerdem die mit Abstand sonnenscheinreichste Region. Auf Rügen sowie der vorpommerschen Küste zeigte sich die Sonne mit mehr als 330 Stunden bundesweit am meisten.
Niedersachsen: Für Niedersachsen berechneten die DWD-Meteorologen eine Mittel-Temperatur von 18,7 °C (15,4 °C). Hier summierte sich der Niederschlag auf beinahe 65 l/m² (76 l/m²) und die Sonne zeigte sich annähernd 240 Stunden (200 Stunden). Für vollgelaufene Keller sowie Hagel bis zu 5 cm sorgte ein Unwetter am 19. bei Emden.
Nordrhein-Westfalen: NRW erreichte eine durchschnittliche Temperatur von 18,9 °C (15,4 °C) und rund 85 l/m² (84 l/m²) Niederschlag. Mit einer Sonnenscheindauer von gut 235 Stunden (184 Stunden) zählte Nordrhein-Westfalen zu den vergleichsweise sonnenscheinarmen Bundesländern. Am 4. sorgte ein Unwetter in Lanzenbach, östlich von Bonn, durch Starkregen für reißende Wassermassen und schwere Schäden. In einem kräftigen Gewitter entwickelte sich bei Sundern im Sauerland am 20. kurzzeitig ein Tornado der Stärke F1 (117-180 km/h). Dieser führte kleinräumig zu umgestürzten Bäumen und abgedeckten Dächern.
Rheinland-Pfalz: Hier brachte der Juni 2021 im Mittel 19,0 °C (15,4 °C) und eine Niederschlagsumme von aufgerundet 110 l/m² (77 l/m²). Insgesamt registrierte Bad-Kreuznach, südwestlich von Mainz, acht heiße Tage (≥ 30 °C). Rheinland-Pfalz ordnete sich mit nahezu 240 Stunden (193 Stunden) bei den vergleichsweise sonnenscheinarmen Regionen ein.
Saarland: Das Saarland verzeichnete im Schnitt 19,5 °C (15,6 °C) und fast 105 l/m² (80 l/m²). Darüber hinaus war es mit knapp 235 Stunden (204 Stunden) das sonnenscheinärmste Gebiet.
Sachsen: Für den Freistaat ermittelten die DWD-Experten durchschnittlich 19,1 °C (15,6 °C), abgerundet 65 l/m² (76 l/m²) und rund 245 Sonnenstunden (201 Stunden). Den deutschlandweit tiefsten Monatswert meldete Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge am 1. mit 0,5 °C.
Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt gehörte im Ländervergleich mit 19,7 °C (16,1 °C) zu den warmen Gebieten. Die Niederschlagsmenge betrug aufgerundet 60 l/m² (63 l/m) und die Sonne lachte gut 255 Stunden (205 Stunden).
Thüringen: Thüringen sortierte sich mit 18,7 °C (14,9 °C) bei den vergleichsweise kühlen Gebieten ein. Mit etwa 235 Sonnenstunden (194 Stunden) war es das zweitsonnenscheinärmste Bundesland. Die Niederschlagssumme betrug beinahe 90 l/m² (78 l/m²). Ein schweres Gewitter verursachte am 4. binnen kürzester Zeit in Mosbach, südöstlich von Eisenach, für eine starke Flutwelle, die mitten durch den Ort strömte. Hierbei kam es zu massiven Sachschäden.