Köln – Zum UNESCO Welttag des Audiovisuellen Erbes am 27. Oktober 2020 stellen die ARD-Sender und das Deutsche Rundfunkarchiv Tausende zeitgeschichtlich relevante Videos frei zugänglich ins Netz. Im Fokus stehen regionale und aktuelle Fernsehproduktionen aus der Zeit vor 1966. Sie sind künftig unter dem Label ARD Retro in der ARD Mediathek zu finden. Die Videos sind zeitlich unbegrenzt verfügbar, lassen sich verlinken und perspektivisch auch in eigene Webseiten einbinden.
Einblicke in die Nachrichten- und Magazin-Beiträge des DDR-Fernsehens gibt das „Retro Spezial DDR“. Möglich wird dies durch das Deutsche Rundfunkarchiv, eine Stiftung von ARD und Deutschlandradio, das über die Bestände des DDR-Fernsehens verfügt und zusammen mit den Rundfunkanstalten der ARD sein Archiv öffnet.
„Bei ARD Retro gibt es ein Wiedersehen mit der früheren Prominenz aus Politik, Kultur und Gesellschaft: Hier trifft man Helmut Schmidt, Konrad Adenauer, Hildegard Knef, Peter Alexander, Heinrich Böll, Günter Grass und viele andere in Interviews und Porträts ihrer Zeit“, sagt ARD-Vorsitzender Tom Buhrow. „Wir bringen Videos in die ARD Mediathek, die bislang in unseren Archiven schlummern, ohne dass die Menschen im Land sie sehen können. Ich freue mich vor allem auch darüber, dass wir zusammen mit dem Deutschen Rundfunkarchiv die Lebenswelt der DDR aus dieser Zeit ebenfalls abbilden können.“
Neben den ARD-Retro-Köpfen wird es weitere Themenrubriken geben, die nach und nach ausgebaut werden. Dazu zählen unter anderem: Die Veränderung des Frauenbilds seit den 1960er Jahren, die Entwicklung von Deutschlands Metropolen und Clips über das Amerika-Bild in Deutschland in den 50er- und 60er-Jahren. Pünktlich zum 11.11. werden Brauchtum und Traditionen wie die Feste rund um St. Martin und der Karnevalsbeginn in den historischen Blick genommen. Und wer schon immer mal Fritz Walter beim Training mit seiner Weltmeister-Elf von 1954zusehen und ihn in Interviews hören wollte, kann sich durch den Retro-Bereich „Sportlich“ klicken.
Die Federführung für das gesamte Vorhaben in der ARD liegt beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Inhaltlich hat das Projekt vor allem der Südwestrundfunk (SWR) vorangetrieben.
ARD Retro speist sich unter anderem aus folgenden Sendungen der ARD:
BR: Abendschau
HR: Abendschau, beziehungsweise ab 1961 Hessenschau
NDR: Nordschau
Radio Bremen: Nordschau-Magazin
rbb: Abendschau, Berliner Fenster
SR: Abendschau
SWR: Abendschau, Sport im Südwesten, Zeichen der Zeit u. a.
WDR: Hier und heute
DRA: Aktuelle Kamera (DFF), Prisma (DFF)
Großes Interesse an Archivbeständen
Rund 7.000 Beiträge stehen bereits jetzt dauerhaft in der ARD. Der SWR hat mit seinem im Herbst 2019 gestarteten Angebot „SWR Retro“ das große Interesse an Originalvideos insbesondere aus den Regionen erkannt. Auch der BR kann mit seinem im Jahr 2015 begonnenen Projekt „BR24-Zeitreise“ bereits Nutzerzahlen im hohen zweistelligen Millionenbereich verzeichnen.
Das ARD-Retro-Angebot richtet sich nicht nur an Wissenschaft, Forschung und den Bildungsbereich: Auch das an der Zeitgeschichte interessierte Publikum greift auf die bisher nur dezentral angebotenen Beiträge aus den Archiven bereits stark zu und kann sich nun auf mehr freuen.
Aus rechtlichen Gründen werden zunächst Videos mit dem Entstehungsdatum bis zum 31. Dezember 1965 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch an der Öffnung der Audioarchive wird gearbeitet. Derzeit werden in den Archiven der ARD die entsprechenden Tondokumente für eine Bereitstellung in der ARD Audiothek identifiziert und vorbereitet.
Auch Deutschlandradio öffnet Archive
Analog zur Veröffentlichung in der ARD-Mediathek öffnet auch das Deutschlandradio seine Archive zunächst in der Dlf Audiothek App und stellt hier am 27. Oktober für eine Woche einen Themenband aus Fotos und Gesprächen mit verstorbenen Persönlichkeiten zur Verfügung. Unter dem Titel „Deutschlandradio Retro“ wird es in Zukunft auch Archivbeiträge im ARD-Archivportal geben.