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Timmendorfer Strand – Mit einem Antrag zum Umweltausschuss am 5.11.2020 wollen die Grünen in Timmendorfer Strand einen Grundsatzbeschluss erzielen, der einen generellen Verzicht auf Tropenholz vorsieht. Bei allen gemeindlichen Bauvorhaben und der Stadtmöblierung wollen die Grünen künftig auf regionale Alternativen setzen. In der Sitzung des Tourismusausschusses wurde am 26.5.2020 beschlossen, für den Belag der neuen Maritim-Seebrücke das Tropenholz Bongossi zu verwenden. Der Beschluss wurde nicht öffentlich gefasst. Die Fraktion schätzt, dass mehr als 100 Kubikmeter, der vom Aussterben bedrohten Baumart verbaut werden sollen.

„Die Abholzung des Regenwaldes schadet nachweislich unserem Klima und heizt das Artensterben an. Selbst bei FSC-zertifiziertem Holz ist eine illegale Abholzung nicht ausgeschlossen. Soviel FSC-zertifiziertes Holz wie gehandelt wird, kann gar nicht nachwachsen.“ empört sich der Umweltpolitiker und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jan Karthäuser über die Entscheidung und ergänzt: „Für Bongossi werden über 200 Jahre alte und bis zu 60 Meter hohe Regenwaldriesen in unberührten Urwäldern gefällt. Anschließend wird das Holz auf zuvor gerodeten Straßen mit dem LKW durch den Regenwald transportiert, um per Schiff um die halbe Welt zu reisen. Wir brauchen eine öffentliche Debatte darüber, was uns Nachhaltigkeit wert ist und ob wir diesen Wahnsinn wirklich wollen!“

„Nachhaltigkeit bekommt im Tourismus einen immer größeren Stellenwert. Mit dem Verzicht auf Tropenholz können wir auch ein positives werbewirksames Signal an unsere Gäste senden.“ erklärt Susanne Dittmann, grünes Mitglied im Tourismusausschuss und hofft, dass auch Privateigentümer bei Terrassen und Gartenmöbeln dem Vorbild der Gemeinde folgen werden.

Ein weiterer Kritikpunkt der Timmendorfer Grünen richtet sich auch an die Landesregierung, weil die Seebrücke im Rahmen der Tourismusförderung bezuschusst werden soll. „Es reicht in meinen Augen nicht, wenn der Tourismusminister mal eine Konferenz zum nachhaltigen Tourismus abhält. Nach der Rhetorik muss sich auch konkret etwas ändern. Meine Forderung ist daher: Kein Landesgeld für Tropenholz!“ richtet Jan Karthäuser seinen Apell nach Kiel und erinnert an die 2016 beschlossenen globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 (SDG).

Hintergrund

Grundsatzbeschluss – Verzicht auf Tropenholz

Die Fraktion beantragt für den Ausschuss für Umwelt, Energie und Verkehr (AUEV) am

05.11.2020 den Tagesordnungspunkt „Grundsatzbeschluss zum Verzicht auf Tropenholz“.

Beschluss:

Der AUEV empfiehlt der Gemeindevertretung einen Grundsatzbeschluss zum generellen

Verzicht von Tropenholz durch den Kurbetrieb und die Gemeinde zu fassen.

Der AUEV empfiehlt dem Hauptausschuss den Beschluss des Tourismusausschusses vom

26.05.2020 zur Verwendung von Bongossi-Holz beim Neubau der Maritim Seebrücke

aufzuheben.

Begründung:

Die Gemeinde sollte grundsätzlich auf die Verwendung von Tropenhölzern verzichten, da

dies dem Umwelt- Artenschutz und Klimagedanken zuwider läuft. Als Klimaschutz- und

Biodiversitätsgemeinde müssen neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten, die

möglicherweise für den Einsatz von Tropenhölzern sprechen mögen, auch die ökologischen Aspekte in der Abwägung eine Rolle spielen. Der Regenwald als die Lunge unseres Planeten steht neben der Rodung für den Futtermittelanbau und Waldbrände, als Folge der Klimaerwärmung, massiv durch die Holzwirtschaft unter Druck.

Insbesondere die für die Seebrücke vorgesehene Art „Bongossi“ stammt nach wie vor

ausschließlich aus Primärwäldern in Afrika und ist zudem auf der Roten Liste der vom

Aussterben bedrohten Arten aufgeführt. Um diese 50m-60m hohen Regenwaldriesen zu

fällen und abtransportieren zu können, werden mit großen Schneisen in bis dahin meist

unberührte Waldgebiete erschlossen. Auch Label wie das FSC können daran nichts ändern

und daher sind die großen Umweltverbände bereits vor Jahren aus dem Verbund

ausgestiegen. Studien zeigen bereits, dass zertifizierte Regenwälder teilweise noch

schneller zerstört werden und eine wirksame Kontrolle in den Abbauländern nicht

durchgängig gelingt.

Auch für den Einsatz auf unserer neuen Seebrücke stehen Alternativen zum Tropenholz zur Verfügung. Heimische Hölzer aus naturnaher Waldwirtschaft wären dabei die erste Wahl.

Städte und Kreise im Norden, wie Elmshorn oder der Kreis Plön, haben bereits vor über 30 Jahren einen Verzicht erklärt. Ein Verzicht in Timmendorfer Strand wäre außerdem ein gutes öffentliches Signal, dass hier nachhaltiger und sanfter Tourismus einen hohen Stellenwert haben. Der Beschluss würde sich positiv auf die Entscheidungen der umliegenden Gemeinden auswirken, die derzeit ebenfalls den Neubau von Seebrücken planen.

Der Tourismusausschuss hat in seiner Sitzung am 26.05.2020 beschlossen den Neubau der Maritim-Seebrücke mit einem Belag aus Bongossi-Holz auszuführen. Dazu ist schätzungsweise eine Menge von rund 100 Kubikmeter Kernholz zu nötig.

gez. Jan Karthäuser gez. Dr. Felix Benary

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