Foto: Arno Reimann
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  Lübeck – Die Bundespolizei hat heute (4.9.) bundesweit zehn Objekte durchsucht. Während der Razzien gegen eine mutmaßliche Schleuserbande – unter anderem in Lübeck im Stadtteil St. Jürgen – seien Haftbefehle gegen drei syrische und zwei irakische Staatsangehörige vollstreckt worden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.

Ziel der Maßnahmen war das Auffinden und die Beschlagnahme von Beweismitteln, die die Taten belegen könnten. Im Fokus standen Unterlagen und elektronische Speichermedien, Bargeld und Vermögensgegenstände.                   

Der Verdacht des banden- und gewerbsmäßigen Einschleusens richtet sich gegen 18 Beschuldigte im Alter zwischen 23 und 57 Jahren. Sie sollen in verschiedenen Rollen einer Schleuserorganisation mit Verbindungen ins Ausland angehören, darunter Organisatoren und Schleuserfahrer.

Auf verschiedenen Schleusungsrouten ab Kroatien oder ab der Slowakei durch Tschechien und teilweise weiter ins benachbarte europäische Ausland, sollen Geschleuste in Jena in einer eigens dafür eingerichteten konspirativen Wohnung untergebracht worden sein. Bei der Zahlung der fälligen Schleusercourtagen sollen zwei weitere Beschuldigte im Alter von 30 und 63 Jahren das sogenannte Hawala-Banking genutzt haben.

Beim Hawala-Banking handelt es sich um ein strafbares, Bargeld basiertes informelles Zahlungsverfahren auf Vertrauensbasis. Bei Hawaladaren kann Geld eingezahlt und nach Übermittlung eines Freigabecodes durch andere Hawaladare ausgezahlt werden. Der Hawaladar erhält für die Transaktion eine Provision. Ein- und Auszahlungen können an beliebigen Orten auch außerhalb der EU erfolgen. Die Bargeldbestände der Hawaladare werden dabei verrechnet, so dass es nicht unbedingt zu einem physischen Bargeldtransfer kommen muss. Auf diese Weise können Geldflüsse anonymisiert und die Herkunft der Gelder verschleiert werden.

Die Ermittlungen deuten darauf hin, dass seit Dezember 2022 mindestens 140 Geschleuste durch die oben genannte Gruppe nach Deutschland transportiert worden sein sollen. Die Schleuser sollen für eine Schleusung von der Slowakei nach Deutschland circa 700 Euro verlangt haben. Wenn die Schleusung weiter ins europäische Nachbarland gehen sollte, sollen weitere 500 Euro pro Person gefordert worden sein. Bei einer Schleusungsfahrt mit zwei Fahrzeugen und zehn Personen seien so rund 12.000 Euro zusammengekommen.

Bei den weiteren Beschuldigten handelt es sich um zehn männliche syrische Staatsangehörige, darunter zwei mutmaßliche Hawaladare, einen irakischen männlichen Staatsangehörigen sowie drei männliche und eine weibliche bulgarische Staatsangehörige.

An den Maßnahmen waren insgesamt circa 340 Kräfte der Bundespolizei beteiligt.

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