Kiel – Die Menschen in Schleswig-Holstein fühlen sich in ihrer Umgebung wieder sicherer und haben weniger Angst, Opfer einer Straftat zu werden. Das hat die aktuelle sogenannte Dunkelfeldstudie ergeben, die Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack in Kiel vorgestellt hat. Die Studie liefert Erkenntnisse über Erfahrungen und Einschätzungen der Bevölkerung zu den Themen Sicherheit und Kriminalität. Zuletzt waren die Daten vor zwei Jahren erhoben worden.
„Die Menschen fühlen sich in Schleswig-Holstein sicherer als noch zwei Jahre zuvor“, freute sich Dr. Sabine Sütterlin-Waack. Die Innenministerin mahnte zugleich davor, leichtsinnig zu werden. Denn gerade die Erfolge in der Einbruchsbekämpfung würden wesentlich durch die Schutzvorkehrungen der Haushalte erreicht, sagte die Ministerin und wies darauf hin, dass es dafür noch Fördergelder gebe.
Der größte Teil von polizeilich registrierten Straftaten wird durch Strafanzeigen bekannt. Die Mehrzahl der Straftaten wird allerdings nicht angezeigt. Mithilfe sogenannter Dunkelfelduntersuchungen versucht die Polizei, das tatsächliche Ausmaß, die Zusammensetzung und die Entwicklung der Kriminalität besser einzuschätzen.
Für die aktuelle Studie hatte das Landeskriminalamt im März und April des vergangenen Jahres 25.000 Personen im Land angeschrieben. 10.982 schickten einen ausgefüllten Fragebogen zurück. Die überwiegende Mehrheit ist nicht von Straftaten betroffen. Ein Drittel der Befragten (32,5 Prozent) wurden 2018 mindestens einmal Opfer einer Straftat. Dies sind 0,6 Prozent weniger als bei der vorherigen Befragung, die sich auf das Jahr 2016 bezieht.
Weniger Angst
In fast allen Bereichen ist die Angst vor Kriminalität zurückgegangen. Damit liegen die Zahlen wieder auf dem Niveau von 2015, teilweise liegen sogar darunter. Besonders vor Einbrüchen haben immer weniger Menschen Angst. Bemerkenswert ist, dass auch die Furcht davor, sexuell bedrängt zu werden, nicht zugenommen hat, obwohl die Zahl an Sexualdelikten, vor allem sexuelle Belästigung gestiegen ist.
Vertrauliche Spurensicherung
Opfer von häuslicher oder sexualisierter Gewalt können oder möchten möglicherweise zunächst keine Anzeige erstatten. Ihre Verletzungen können dennoch dokumentiert sowie Spuren gesichert und aufbewahrt werden, um sie später vor Gericht verwenden zu können.
Zurückgegangen ist der Anteil der Personen, die zu ihrem vermeintlichen Schutz Reizgas, Messer oder andere Waffen bei sich tragen. Mindestens jeder oder jede Fünfte besitzt allerdings ein Smartphone mit spezieller Notruf-App.
Verhalten bei Anzeigen unterschiedlich
Die Zahl der gestellten Anzeigen ist seit der vergangenen Studie gestiegen. Dies betreffe insbesondere die computerbezogene Kriminalität.
Weniger Anzeigen wurden hingegen bei Sexualdelikten gestellt. „Nichts rechtfertigt Gewalt gegen Frauen. Hier müssen wir sehr genau hinschauen“, betonte Sabine Sütterlin-Waack. Sie hoffe, dass die Debatten der vergangenen Jahre immer deutlicher in das Bewusstsein rückten, dass der vermeintlich freundliche Klaps auf den Hintern kein Kavaliersdelikt ist. Denn der häufigste angegebene Grund für den Verzicht auf eine Strafanzeige bei Sexualdelikten sei, dass die Tat als nicht schwerwiegend genug für eine Anzeige empfunden wurde, sagte die Gleichstellungsministerin.
Vertrauen in die Polizei weiterhin hoch
Nach wie vor halten mehr als 90 Prozent der Schleswig-Holsteiner die Polizei für vertrauenswürdig, professionell und bürgerfreundlich. Auch das Vertrauen in ein rechtsstaatliches Handeln liegt weiterhin bei mehr als 90 Prozent – mit einem leichten Rückgang. Mehr als 90 Prozent der Menschen, die Polizeikontakte hatten, fühlen sich gerecht behandelt – unabhängig davon, ob sie Deutsche oder Ausländer sind. Auf diese Werte könne die Landespolizei wirklich stolz sein, sagte Sütterlin-Waack.
Schleswig-Holstein ist Vorbild
Der schleswig-holsteinischen Dunkelfeldstudie folgt in den kommenden Tagen eine vergleichbare bundesweite Forschungsarbeit, an der sich das Land beteiligt. Das Bundeskriminalamt schickt dazu entsprechende Fragebögen an 23.500 Schleswig-Holsteiner. Wissenschaftliche Arbeiten seien losgelöst von konkreten Anlässen bedeutend für die strategische Entscheidungsfindung, sagte die Ministerin. „Ich bitte alle Empfängerinnen und Empfänger herzlich, diese Studie durch ihre Teilnahme zu unterstützen.“