Hamburg – Mehr Anstrengungen der Eisenbahnverkehrsunternehmen und Aufgabenträger zum Schutz der Beschäftigten vor Übergriffen fordert EVG-Vorstand Kristian Loroch: „Nach den uns vorliegenden Zahlen haben sich beispielsweise bei DB Regio die offiziell gemeldeten Beleidigungen, Bedrohungen und Nötigungen innerhalb von zwölf Monaten nahezu verdoppelt und liegen jetzt für das Jahr 2020 bei rund 7.300. Da schrillen bei uns alle Alarmglocken“.
Alarmierend wäre zudem die Tatsache, dass auch die Zahl der gemeldeten Körperverletzungen im Verhältnis stark gestiegen sei. So wären die Fahrgastzahlen im April um rund 70 Prozent eingebrochen, trotzdem gäbe es keinen Rückgang bei den Übergriffen. Die Zahl der Körperverletzungen lag mit rund 1.200 im Jahr 2020 genauso hoch wie 2019. Und dass, obwohl die Züge in den Folgemonaten nur zu 50 Prozent ausgelastet waren.
Mit ein Grund für die hohen Zahlen dürfte nach Einschätzung der EVG die Einführung einer App sein, mit Hilfe derer betroffene Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter bei DB Regio viel einfach als bisher Übergriffe melden können. „Das Lagebild wird so deutlich realistischer und zeigt, wie die Situation im Regionalverkehr tatsächlich ist. Entsprechend verlässliche Aussagen brauchen wir auch für andere Bereiche mit Kundenkontakt, etwa bei Sicherheit und Service“, so Kristian Loroch.
Bei einem Großteil der Übergriffe gebe es einen deutlichen Bezug zu Corona. „Ab dem Zeitpunkt, an dem die Fahrkartenkontrollen wieder aufgenommen wurden, steigen die Zahlen steil an und erreichen mit mehr als 1500 Übergriffen im Monat Oktober ihren Spitzenwert. Das macht noch einmal deutlich, wie dramatisch die Entwicklung wirklich ist“, machte EVG-Vorstand Kristian Loroch deutlich.
Ein ähnliches Lagebild gebe es auch im Bereich der NE-Bahnen. Bei der Transdev sei die Zahl der Übergriffe im Bereich Bahn beispielsweise um gut die Hälfte angestiegen, im Bereich Bus habe sich die Zahl verzehnfacht. Auch hier sind unsere Kolleginnen und Kollegen tagtäglich mit einer Vielzahl an Fahrgästen konfrontiert, die ihren Unmut an Beschäftigten der Bahn auslassen. Das ist für uns ein klares „No go“. Niemand muss sich beleidigen, bespucken oder gar tätlich angreifen lassen, erklärte Kristian Loroch.
Als Sicht der EVG sei es wichtig, dass alle Angaben zu Übergriffen bei Bus- und Bahn endlich einheitlich an einer zentralen Stelle zusammengeführt würden. „Nur so können belastbare Aussagen für die gesamte Branche getroffen und notwendige Gegenmaßnahmen initiiert werden. Die augenblickliche Situation ist für unsere Kolleginnen und Kollegen unerträglich. Die Zahl der Übergriffe muss schnell und dauerhaft gesenkt werden. Wir erwarten, dass die Arbeitgeber ihrer Fürsorgepflicht gerecht werden und umgehend alle notwendigen Maßnahmen ergreifen“, so EVG-Vorstand Kristian Loroch. Zudem ist es wichtig, dass angezeigte Gewalttaten an Beschäftigte auch strafrechtlich verfolgt werden. Hierfür fordert die EVG, zusammen mit dem DGB, Schwerpunktstaatsanwaltschaften. (PM EVG)