Lübeck – Durchatmen hieß es bei den Big-Boat-Seglern nach der harten Langstrecke am Sonnabend auf der 130. Travemünder Woche. Wettfahrtleiter Uwe Wenzel hatte den Crews eine längere Ausschlafphase gegönnt, nachdem der Auftakt zu der Deutschen Meisterschaft der Seesegler bis 23.01 Uhr gedauert hatte. Dann hatte auch die letzte Crew den Kurs absolviert, der die Mannschaften über 35 beziehungsweise 55 Seemeilen geführt hatte. Um 12 Uhr am Sonntag ging es dann zu drei Kurzwettfahrten wieder auf den Kurs.
Für einige Mannschaften war die Langstrecke nach dem Zieldurchgang am Sonnabend noch lange nicht beendet. Die Böenfront, in der einige Spitzen mit bis zu 45 Knoten Windgeschwindigkeit gemessen worden waren, hatte auch für ein paar Schäden gesorgt. Hinrich Klatt (Lübeck) war mit seiner „Jacaranda"-Crew davon betroffen. Er hatte gerade das Vorsegel gewechselt und war dabei, das Groß zu reffen, als der Sturm zuschlug. Das Groß wehte wieder aus, das Segel schlug aus dem Achterliek. Resultat: Klatt und Crew konnten die Wettfahrt nicht beenden, mussten am nächsten Tag ein anderes Großsegel anschlagen.
Einen Segelschaden mit anschließender Rennaufgabe musste auch Lutz Kleinfeldt (Lübeck) mit der „Fortissimo" verkraften. Und die „Pink X" von Christian Rosehr (Niendorf) packte sich im Sturm auf die Seite, lag längere Zeit platt auf dem Wasser, bevor sie sich wieder aufrichtete. Die Crew kam mit dem Schrecken davon, gab aber ebenfalls das Rennen auf.
„Man konnte feststellen, dass einige Mannschaften von dem Wind ziemlich beeindruckt waren. Die Front war eigentlich zügig durchgezogen, aber viele ließen die kleinen Segel noch länger stehen", berichtete Wettfahrtleiter Wenzel. Bendix Hügelmann, der Zweite Vorsitzende der Regattavereinigung Seesegeln und Crewmitglied der „Sportsfreund", zeigte trotz des Sieges seiner Mannschaft Respekt vor den Bedingungen: „Der Wind schoss ziemlich schnell über 30 Knoten. Da war schon ordentlich Druck drin. Wir waren ganz gut vorbereitet. Insgesamt hat die Flotte das ganz gut durchgestanden." Am Abend gab es im Hafen aber viel zu erzählen. „Die Stimmung war eigentlich ganz gut. Es ist toll, dass wir als Flotte zusammen an einem Steg liegen. Dadurch ist ein großer Austausch zwischen den Mannschaften möglich."
Große Freude herrschte nach dem Abschluss des zweiten Tages bei der „Intermezzo"-Crew. Nachdem sie die Langstrecke des Vortages berechnet noch in der Flaute kurz vorm Ziel verloren hatte, als die Verfolger von hinten mit Wind heranrauschten, konnte sie diesmal punkten. „Wir sind drei tadellose Rennen gesegelt. Bei diesen Bedingungen konnte das Team zeigen, was in ihm steckt", freute sich Skipper und Eigner Jens Kuphal (Berlin). „Es war über den Tag eine hohe Konzentrationsleistung gefordert, um Fehler zu vermeiden. Das ist uns super gelungen. Und es zeigt sich: Wenn wir gut performen, dann ist das Boot schwer zu schlagen." Voreigner Claus Landmark war mit der Landmark 43 zu zwei WM-Titeln gesegelt, hat aber vor allem leichte Winde bevorzugt. „Wir können feststellen: Das Boot mag auch viel Wind", so Kuphal.
Die „Intermezzo" führt nach drei Tagessiegen und dem dritten Platz von der Langstrecke die Gruppe der ORC I+II-Yachten vor der „Halbtrocken 4.0" von Michael Berghorn (Kiel) und der „Sportsfreund" von Axel Seehafer (Heiligenhafen) an.
Noch souveräner ist die Führung bei den ORC III. Kai Mares (Dänischenhagen) hat mit der „Immac Fram"-Crew alle vier Wettfahrten gewonnen. „Es läuft alles nach Plan. In der zweiten und dritten Wettfahrt heute wurde es zwar eng, aber auf dem Vormwind-Kurs sind wir super schnell unterwegs. Da arbeiten wir sehr effektiv, haben eine gute Abstimmung zwischen Spitrimmer und Steuermann", so Mares. Die Langstrecke hat die „Immac Fram" trotz Problemen beim Vorsegelbergen gut verkraftet. „Die Keder des Leichtwind-Vorsegels klemmte, sodass wir plötzlich zwei Segel halb oben hatten. Das war natürlich wenig optimal." Insgesamt hat ihm die Strecke über 55 Meilen aber gut gefallen: „Das gehört zum Offshore-Segeln dazu. Und wir hatten alles dabei – von 3 bis 40 Knoten Wind." Hinter der „Immac Fram" reihen sich die „Patent 4" von Eigner Jürgen Klinghardt und Steuermann Henning Tebbe (Hamburg) sowie die „One Spirit" mit Steuermann Sören Brandt (Kiel) ein.
In der Klasse ORC IV ist die „Kalkei" von Frank Schuberth (Rostock) an der Spitze. Die Segel-Bundesliga segelte ein volles Programm, ist mit zwölf Flights voll im Plan. Der SMC Überlingen hat sich vorerst ganz oben auf das Tableau gesetzt, gefolgt vom Schlei SC und dem WV Hemelingen. In der Junioren Segel-Liga führt der Bayerische YC I vor dem Flensburger SC und dem Bodensee YC Überlingen.
Zum Foto:
Die "Immac Fram" (links) dominiert das große Starterfeld der ORC-III-Yachten.
Das Segel-Programm heute (Montag, 22.7.):
12.00 Uhr: IDM Seesegeln
10.00 Uhr: Erste Segel-Bundesliga
10.00 Uhr: Deutsche Junioren Segel-Liga
11.00 Uhr: IDM 505er
11.00 Uhr: Finn Dinghy
11.00 Uhr: Laser Standard
11.00 Uhr: Laser Radial
11.00 Uhr: Trias
12.00 Uhr: IDJM Laser 4.7
12.00 Uhr: IDJM Laser Radial