Lübeck – Aktuell kommt es wieder vermehrt zu Taten durch entweder falsche Handwerker oder Polizeibeamte. Auch kam es zu sogenannten Enkeltrickversuchen. Vermeintliche Handwerker bieten Arbeiten an und stellen dabei angebliche Schäden fest, die kostengünstig behoben werden können. Falsche Polizisten geben vor, dass es in der Nachbarschaft zu Einbrüchen gekommen sei und man nun die Wertsachen sicher verwahren wolle. Weitere Betrüger, die sich ebenfalls als Polizeibeamte oder Staatsanwalt ausgeben, fordern per Telefon eine spätere Kautionszahlung, weil ein naher Angehöriger einen tödlichen Unfall verursacht haben soll.
Der aktuellste Fall spielte sich gestern Mittag (19.6.) zwischen 12 und 13 Uhr im Lübecker Stadtteil St. Gertrud ab. Vermeintliche Handwerker für Dacharbeiten stellten sich bei einem älteren Ehepaar vor, um deren Dachrinne zu reinigen. Bei den anschließend fiktiv durchgeführten Arbeiten stellten die Handwerker angeblich Schäden am Dach fest und gelangten unter diesem Vorwand auch in das Haus.
Für eine schnelle Reparatur wurde ein vergünstigter Preis angeboten, dem die Bewohnerin des Hauses zustimmte. Während der Mann mit zwei Handwerkern am Haus blieb, wurde die Frau von einem der Täter zur Bank gefahren, um dort das entsprechende Bargeld abzuheben. Als sie die Bank verließ, war der Täter verschwunden. Also nahm sich die Lübeckerin ein Taxi und stellte zu Hause dann fest, dass die „Handwerker“ auf und davon waren. Zusätzlich fehlten aus dem Haus zwei Umschläge mit einer hohen fünfstelligen Summe an Bargeld.
Der Haupttäter wurde als männlich, 1,65 bis 1,75 m groß und kräftig beschrieben. Er sprach fließend Deutsch und trug eine blaue Latzhose, sowie ein blaues Shirt mit Aufschrift. Der Mann mit dunklen Haaren soll sehr selbstbewusst aufgetreten sein. Der zweite Täter soll etwas kleiner und eher dünn gewesen sein. Er trug ebenfalls eine blaue Hose und sprach fließend Deutsch. Auffällig am dritten Täter war ein knöchernes Gesicht bei insgesamt einem ungepflegten Erscheinungsbild. Er war ebenfalls schlank, um die 1,60 m bis 1,65 m groß. Er trug einen 5-Tage-Bart und hatte schlechte Zähne. Unterwegs gewesen seien die drei mit einem weißen Lieferwagen ohne Aufschrift und mit einem Rendsburger Kennzeichen.
Hinweise zu den Tätern nimmt die Polizei in Lübeck unter der Rufnummer 0451-1310 entgegen.
Erst in der vergangenen Woche war es Betrügern mit einem „Enkeltrick“ gelungen, einem Rentner aus Bad Segeberg in Lübeck einen hohen fünfstelligen Bargeldbetrag abzunehmen. Das Vorgehen ist meist ähnlich. Die Betrüger geben sich am Telefon als Polizeibeamte aus. Sie geben vor, dass ein naher Angehöriger (meistens die Kinder oder Enkelkinder) einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe. Damit eine Haft umgangen werden kann, wird eine Kautionszahlung gefordert, die in bar übergeben werden soll. Dazu wird das Telefonat an einen angeblichen Staatsanwalt weitergeleitet, der dann die Kautionsforderung bestätigt.
In anderen Fällen erklären vermeintliche Polizeibeamte, dass es in der Nachbarschaft zu Einbrüchen gekommen war und man jetzt die Wertgegenstände aus dem Haus sichern wolle. Oftmals kommt es zur Übergabe von Schmuck und/oder Bargeld.
Falsche Handwerker versuchen, durch einen Vorwand in die Wohnung der Opfer zu gelangen. Entweder bieten sie Arbeiten am Haus an oder wollen Wasserleitungen überprüfen. Dazu fordern sie die Bewohner auf, das Wasser im Wechsel laufen zu lassen und wieder abzudrehen. Dies verschafft den Tätern Gelegenheit, die Wohnräume nach Wertgegenständen zu durchsuchen.
Allein in Lübeck kam es in den vergangenen 14 Tagen zu mehr als 40 Taten. Glücklicherweise erkannten die meisten der Opfer das Vorgehen im Ansatz und gingen nicht auf etwaige Vorwände ein. Dennoch ist jeder Erfolg einer zu viel.
Daher gibt die Polizeidirektion Lübeck an dieser Stelle folgende Präventionshinweise:
– Lassen Sie Handwerker nicht ohne vorherige Ankündigung in Ihr Haus und nur dann, wenn Sie diese auch selbst beauftragt haben. Bestehen Sie bei Handwerkern, die spontan Arbeiten anbieten, auf einen Termin.
– Die Polizei nimmt kein Bargeld oder Wertgegenstände zur Sicherung oder Überprüfung entgegen. Wir nehmen auch kein Bargeld an, damit ein Angehöriger einer Haftstrafe entgeht.
– Die Täter, die sich als Polizeibeamte am Telefon oder vor Ihrer Haustür mit einem solchen Anliegen an Sie wenden, gehen in der Regel hochprofessionell vor und verwickeln Sie in lange Gespräche, zum Teil mit unterschiedlichen Gesprächspartnern.
– In einigen Fällen wurden die Angerufenen schon zur Verschwiegenheit verpflichtet und der Anrufer drohte mit strafprozessualen Maßnahmen, falls der Angerufene mit Dritten über den Vorfall sprechen würde.
– Lassen Sie sich von diesen Personen nicht unter Druck setzen oder einschüchtern und nehmen Sie umgehend Kontakt zu Ihrer Polizei auf. Beenden Sie dazu eigenhändig das Gespräch und wählen selbst die 110.
– Seien Sie misstrauisch, wenn vermeintliche Angehörige kurzfristig Geld für den Kauf eines Autos, eines Hauses oder Ähnlichem von ihnen benötigen und das Geld womöglich an vermeintliche Freunde ausgehändigt werden soll. Beenden Sie auch hier das Gespräch eigenhändig und rufen Ihre Angehörigen unter der Ihnen bekannten Rufnummer zurück.
– Seien Sie ebenfalls misstrauisch, wenn sich Angehörige unter einer vermeintlich neuen Nummer melden, eine Notlage vortäuschen und um Überweisungen auf Ihnen nicht bekannte Bankverbindungen bitten.
– Fragen Sie sich bei Gewinnversprechen, ob Sie tatsächlich an einem Preisausschreiben teilgenommen haben. Gehen Sie nicht in Vorleistung, um Gewinne zu erhalten.
– Prüfen Sie, ob ein Eintrag in Telefonbüchern oder Online-Telefondatenbanken wirklich nötig ist. Kürzen Sie Ihre Vornamen mit dem Anfangsbuchstaben ab.
– Geben Sie auf keinen Fall Auskünfte über ihre finanzielle Situation oder ihre Vermögenswerte.