Offenbach – Der diesjährige Juni war der zweitsonnigste seit Beginn der Aufzeichnungen. Zudem war es der 14. zu warme Junimonat in Folge. Die anhaltende Sommerhitze erreichte in der dritten Dekade des Monats ein drückend heißes Niveau. Es folgten mit Schwerpunkt über der nördlichen Mitte heftige Gewitter und Starkregenfälle mit enormen Niederschlagsmengen (klimatologische Einordnung). Gleichzeitig verschärfte sich die Trockenheit in bestimmten Gebieten, insbesondere im Südwesten, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen seiner rund 2 000 Messstationen zusammenfasst.
Außergewöhnliche Juniwärme im Südwesten des Landes
Das Temperaturmittel lag im Juni 2023 mit 18,5 Grad Celsius (°C) um 3,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 2,1 Grad. Im Südwesten war der Juni gegenüber 1961-1990 sogar mehr als 4 Grad zu warm. Aus dem Oberrheingraben wurden bis zu 29 Sommertage und lokal, wie in Waghäusel-Kirrlach, sogar 13 heiße Tage gemeldet. Den deutschlandweiten Höchstwert von 35,7 °C nannte aber Reit am Winkl in Oberbayern am 22. sein Eigen. Das bundesweite Monatsminimum lag hingegen im leichten Frostbereich und wurde am 3. in Sohland, Südostsachsen, mit -0,7 °C festgehalten.
Starkregen in der nördlichen Mitte – extreme Trockenheit im Südwesten und Norden
Im Juni 2023 fielen mit rund 51 Litern pro Quadratmeter (l/m²) nur knapp 60 Prozent des Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 (85 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (76 l/m²) erreichte die Menge nur um 70 Prozent des Solls. In der nördlichen Mitte, etwa von NRW bis Berlin, war vom Niederschlagsdefizit nichts zu spüren. Vielmehr konzentrierten sich dort Gewitter und Starkregen mit regionalen Monatsmengen von über 120 l/m². Abseits der nassen Landstriche registrierte Bad Berneck im Fichtelgebirge während eines Unwetters am 22. mit 120,7 l/m² isoliert den höchsten Tagesniederschlag. Im äußersten Norden und allen voran in Rheinland-Pfalz und Saarland verstärkte sich die Trockenheit hingegen massiv. Die Monatsmengen lagen dort bei teils unter 10 l/m².
Zweitsonnigster Juni seit Messbeginn mit neuen Rekordwerten im Südwesten
Mit knapp 305 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im Juni ihr Soll von 203 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 50 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung etwa 40 Prozent. Ergebnis: nach 2019 zweitsonnigster Juni! Im Südwesten wurden sogar neue Rekordsonnenstunden beobachtet. Im Westen erreichte der Juni sein Soll bereits zur Monatsmitte.
Das Wetter in den Bundesländern im Juni 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)
Baden-Württemberg: Der Juni war im Südwesten mit 19,4 °C (15,1 °C) nach 2003 der zweitwärmste seit Messbeginn. Im Oberrheingraben wurden an nahezu allen Junitagen ≥ 25 °C gemessen. Waghäusel-Kirrlach zählte sogar 13 heiße Tage (≥ 30 °C). Um mehr als die Hälfte zurück blieb die Niederschlagsmenge mit 39 l/m² (107 l/m²). Als zweitsonnigste Region meldete BaWü mit 340 Stunden (202 Stunden) sogar einen neuen Junirekord.
Bayern: Der Freistaat meldete mit 18,4 °C (14,9 °C) einen ungewöhnlich warmen Juni. Reit im Winkl, im oberbayerischen Landkreis Traunstein, verkündete am 22. mit 35,7 °C die bundesweit höchste Temperatur. In der tropisch-heißen Luft entluden sich ab dem Nachmittag des 22. teils schwere Unwetter. Besonders betroffen waren Oberfranken und Oberbayern. Bad Berneck im Fichtelgebirge registrierte dabei 120,7 l/m² und markierte den bundesweit höchsten Tagesniederschlag. In der Fläche blieb es aber erheblich zu trocken. So wurden gerade einmal 49 l/m² und demnach keine 50 Prozent des Solls (112 l/m²) gemessen. Auf Rekordkurs befand sich mit 305 Stunden (200 Stunden) die Sonnenscheindauer. Bisher liegt nur der Juni 2019 mit 311 Stunden noch vor dem Juni 2023.
Berlin: Nach dem außergewöhnlich trockenen Mai brachte der 19,4 °C (17,1 °C) warme Juni in der zweiten Monatshälfte der Hauptstadt den langersehnten Niederschlag. Insbesondere ab dem Abend des 22. und am 23. wurden hohe Summen ermittelt. Berlin-Tempelhof beispielsweise meldete dabei in weniger als 20 Stunden fast 56 l/m². Am 26. setzten weitere Starkregengewitter ganze Straßen im Stadtgebiet unter Wasser. Am Ende summierte sich die Monatsmenge in der Spreemetropole auf rund 108 l/m² (70 l/m²). Berlin rangierte damit auf Platz 1 der nassesten Regionen in Deutschland. Die Junisonne zeigte sich trotz allem mit 265 Stunden (226 Stunden) häufiger als üblich.
Brandenburg: Nach dem zweittrockensten Mai und dem mehr als 700 Hektar großen Landschaftsbrand bei Jüterbog kamen in der zweiten Junihälfte endlich die Trockenheit dämpfende Niederschläge. Allein der 22. und der 23. sorgten für reichlich Nass. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark fielen innerhalb der 48 Stunden um 80 l/m². Wollin, etwa 15 km südwestlich von Brandenburg a. d. Havel, meldete 81,7 l/m². Am 26. kam es zu weiteren Starkregenfällen, sodass bis zum Monatsende in dem verhältnismäßig nassen Bundesland ein Flächenniederschlag von rund 82 l/m² (64 l/m²) bilanziert werden konnte. Auch standen zu warme 18,7 °C (16,5 °C) und sonnige 260 Stunden (225 Stunden) Sonnenschein im Monatsabschluss. Trotzdem war Brandenburg knapp vor Sachsen das sonnenscheinärmste Bundesland.
Bremen: Bremen meldete im Juni 2023 eine außergewöhnlich sonnige und auch warme Witterung. 320 Stunden (204 Stunden) zeigte sich die Sonne, was auf einen neuen Junirekord hinweist. Dazu gab es 20 Sommertage und eine finale Gebietsmitteltemperatur von 18,6 °C (15,5°C). Niederschläge, in Form von Starkregen, konzentrierten sich vor allem auf den 20. und 23. Beide Tage brachten nahezu den gesamten Monatsniederschlag mit 76 l/m² (73 l/m²).
Hamburg: Der Juni 2023 gestaltete sich in der Hansestadt sehr warm und sonnig. So lag die Mitteltemperatur bei 18,8 °C (15,7 °C) und die Sonnenscheindauer bei 310 Stunden (216 Stunden). Der Monatsniederschlag erreichte 75 l/m² (70 l/m²), versammelte sich aber vor allem auf den 20. und 22. Juni.
Hessen: Der erste Sommermonat erwärmte Hessen in der Fläche mit 19,1 °C (15,2 °C). Es könnte der drittwärmste Juni seit Messbeginn werden. In Frankfurt wurden an zehn Tagen sogar ≥ 30 °C gemessen. Der 22. war der bis dato heißeste Tag des Jahres mit Höchstwerten von bis zu 34 °C in Mittel- und Südhessen (Darmstadt). Unwetter beendeten die Hitze. Dabei zog eine Superzelle über Kassel hinweg und sorgte für zahlreiche Schäden und Überflutungen. Heftige Gewitter wüteten auch in den anderen Kreisen. Tornadoverdachtsfälle wurden bisher nicht bestätigt. Vielmehr ist von sogenannten Downbursts auszugehen. Außerhalb des Starkregens verstärkte sich in Südhessen die Trockenheit. Erschlafftes Laub und vertrocknete Wiesen zeichneten dort zunehmend das Landschaftsbild. In der Fläche brachte der Juni 2023 mit 38 l/m² nicht einmal die Hälfte dessen, was zu erwarten wäre (80 l/m²). Ungewöhnlich oft schien die Junisonne mit 315 Stunden (192 Stunden), was auf einen neuen Junirekord hindeutet.
Mecklenburg-Vorpommern: Im Juni setzte sich die vorangegangene extreme Maitrockenheit fort. Zwar brachte der Rosenmonat hier und da mal Starkregengewitter, in der Fläche aber reichte es im Nordosten des Landes nur für magere 40 l/m² (63 l/m²). Die Gebietsmitteltemperatur erreichte warme 17,7 °C (15,4 °C) und die Sonnenscheindauer außergewöhnliche 325 Stunden (236 Stunden).
Niedersachsen: Der erste Sommermonat startete in Niedersachsen sehr warm. So wurde ein Mittel von 18,3 °C (15,4 °C) berechnet. Der 22. und der 23. waren die niederschlagsreichsten Tage. Südöstlich von Hannover fiel extremer Starkregen mit Mengen über 100 l/m² innerhalb 48 Stunden (z.B. Ottbergen mit 120,5 l/m²). Der Monatsniederschlag erreichte im zweitgrößten Bundesland unterdurchschnittliche 62 l/m² (76 l/m²). Niederschlagsarm blieb es vor allem an der Nordsee mit teils unter 20 l/m². Seltenheitswert hatte die Sonnenscheindauer mit fast 295 Stunden (200 Stunden). Nach vorläufigen Berechnungen könnte es der sonnigste Juni seit Messbeginn werden.
Nordrhein-Westfalen: 2023 brachte NRW einen 19,1 °C (15,4 °C) warmen Juni. Der Trend zeigt zum zweitwärmsten Rosenmonat nach 2019. Mit 69 l/m² (84 l/m²) war der Juniniederschlag in der Fläche defizitär, obwohl während einer Starkregenlage allein am 22. im Gebietsmittel etwa 45 l/m² fielen. Die Höchstmengen konzentrierten sich aber vom Niederrhein bis zum Sauerland. Die Station Sassendorf, Bad-Beusingsen im Kreis Soest, meldete sogar eine Tagessumme von 102,9 l/m². Mit fast 300 Stunden (184 Stunden) schien die Junisonne außergewöhnlich oft. Ob es sich hierbei um einen neuen Rekord handelt, bleibt abzuwarten.
Rheinland-Pfalz: Mit 19,7 °C war der Juni 2023 gegenüber 1961 bis 1990 (15,3 °C) außergewöhnlich warm. Nach vorläufigen Prognosen liegt er sogar auf Platz 2 nach 2003. Mit einer sehr geringen Niederschlagsmenge von 30 l/m² (76 l/m²) war es der trockenste Juni seit voraussichtlich 1993. In Sachen Sonnenscheindauer liegt sogar ein neuer Rekord vor. Erstmals brachte der sechste Monat des Jahres 330 Sonnenstunden (192 Stunden) hervor. RP war im ersten Sommermonat die zweitwärmste sowie eine vergleichsweise trockene und sonnige Region.
Saarland: Im Saarland brachte der Juni mit 20,4 °C eine außergewöhnliche Abweichung von fast 5 Grad vom Mittel (15,6 °C), was nach 2003 den zweitwärmsten Juni seit Messbeginn bedeuten würde. Erstaunlich gering fiel die Niederschlagsausbeute aus. 17 l/m² waren es final, was nur rund ein Fünftel des Klimasolls von 80 l/m² repräsentiert. Ein Blick in die Aufzeichnungen offenbart auch hier einen Extremwert. Mit 340 Rekordstunden schien die Junisonne fast 65 Prozent häufiger gegenüber dem Klimawert (204 Stunden). Unter dem Strich war das kleinste Flächenland im ersten Sommermonat die wärmste, sonnigste und zweittrockenste Region in Deutschland.
Sachsen: Das zweitkühlste Bundesland im Juni war Sachsen mit 17,5 °C (15,6 °C). Sohland an der Spree verkündete am 3. mit leicht frostigen -0,7 °C sogar das bundesweite absolute Minimum. Der Flächenniederschlag summierte sich auf 76 l/m² (76 l/m²). Carlsfeld im Erzgebirge meldete einen isolierten Extremwert von über 150 l/m². Ein Drittel häufiger als im Mittel (201 Stunden) schien die Sonne mit 265 Stunden. Mit diesem Wert befand sich Sachsen auf Platz 2 der sonnenscheinärmsten Gebiete.
Sachsen-Anhalt: Nach dem trockensten Mai seit Messbeginn fielen im 18,5 °C (16,1 °C) warmen Juni 2023 nasse 88 l/m² (63 l/m²). Vom Harz über die Magdeburger Börde bis in die südliche Altmark wurden sogar über 100 l/m² gemessen. Der Löwenanteil ging dabei am 22. und 23. nieder. In Gröningen, Landkreis Börde, fielen innerhalb dieser 48 Stunden 108,1 Liter Regen pro Quadratmeter (Stationsrekord). Am Ende erhielt Sachsen-Anhalt knapp hinter Berlin den Zuschlag als zweitniederschlagsreichstes Bundesland. Die Sonne schien mit 265 Stunden (205 Stunden) etwa ein Drittel häufiger.
Schleswig-Holstein: Im äußersten Norden war der erste Sommermonat außergewöhnlich trocken. Mit knapp 17 l/m² fielen im vergleichsweisen trockensten Bundesland nur 25 Prozent des Solls (69 l/m²). Gebietsweise erreichten die Monatsmengen nicht mehr als 10 l/m². Auch in puncto Sonnenscheindauer war der Juni exotisch. So wurden fast 315 Stunden erfasst, ein Plus von 40 Prozent gegenüber dem Sollwert von 225 Stunden. Die Gebietsmitteltemperatur lag mit 17,3 °C (15,0 °C.) ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau. Dennoch war Schleswig-Holstein das kühlste Bundesland.
Thüringen: Hier brachte der Juni warme 17,9 °C (14,9 °C) und einen Flächenniederschlag von 55 l/m² (78 l/m²). Die Sonne kam in den letzten 30 Tagen mit rund 285 Stunden (194 Stunden) um 45 Prozent öfter zum Vorschein. Damit war der Juni 2023 einer der sonnigsten in Thüringen.
Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.