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Werbung für illegales Glücksspiel: Aufsichtsbehörden drohen dem DFB

Hamburg – In einem ungewöhnlich scharfen Brief haben sich die deutschen Glücksspielaufsichten der Länder an den Deutschen Fußballbund (DFB) gewandt. Hintergrund sind die Millionen-Verträge von Glücksspiel-Anbietern als Werbepartner im deutschen Fußball. Zuletzt hatte der DFB eine umfangreiche Partnerschaft mit Bwin öffentlich gemacht. Künftig wird sogar die deutsche Nationalmannschaft für den Glücksspiel-Anbieter werben.

In dem Brief an den DFB, der Reportern von NDR und „Süddeutscher Zeitung" vorliegt, heißt es: „Ihr Partner Bwin bietet neben Sportwetten leider auch unerlaubt die Teilnahme an Online-Casino- und Automatenspielen an." Das Innenministerium von Baden-Württemberg, das den Brief in Abstimmung mit den anderen Ländern verfasst hat, führt weiter aus: „Die einschlägige Rechtsprechung lässt keinen Raum für Zweifel an der Rechtswidrigkeit entsprechender Angebote" und "Werbung für unerlaubte Glücksspiele ist verboten (…). Die Glücksspielaufsichtsbehörden haben darauf hinzuwirken, dass unerlaubtes Glückspiel und die Werbung hierfür unterbleibt". Sollte der DFB in Zukunft weiter für Bwin werben, „besteht die Gefahr, dass die Werbung von Bwin insgesamt untersagt wird", heißt es in dem Brief.

Die Glücksspiel-Aufsichtsbehörden kritisieren, dass Bwin wie nahezu alle der Anbieter von Sportwetten auch Online-Casino-Spiele um Geld anbietet. In Deutschland werden Sportwetten aktuell geduldet. Alle anderen Glücksspielangebote im Internet, etwa virtuelle Roulette-Tische, Spielautomaten oder Poker, sind nicht erlaubt, auch die Werbung für solche Angebote ist untersagt. Für genau jene Angebote wirbt ein Fußballverein aber automatisch mit, wenn er beispielsweise das Logo eines Anbieters auf seinem Trikot präsentiert. Experten sprechen von sogenannter Dachmarken-Werbung, weil generell für die Marke des Anbieters geworben wird, also für alle Geschäftsfelder. Der Hamburger Sportverein (HSV) musste in einem vergleichbaren Fall im Jahr 2017 das Logo eines seiner Sponsoren aus dem Stadion entfernen.

Für den DFB hat der Brief der Glücksspielaufsicht womöglich noch schwerere Konsequenzen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, könnte es Fernsehsendern gar untersagt werden, Spiele auszustrahlen, bei denen Banden- oder Trikotwerbung für Bwin oder einen anderen Glücksspielanbieter mit verbotenen Angeboten im Bild zu sehen sind. Für den Profi-Fußball käme das einem Sendeverbot gleich: Von den 56 Profivereinen der oberen drei Ligen werben bis auf wenige Ausnahmen alle für einen Glücksspiel-Anbieter. Bwin ist als einer der Hauptsponsoren der dritten Liga auf jedem Trikot der 20 Teams in dieser Klasse mit dem Logo vertreten. Der Anbieter ist zudem Partner von Borussia Dortmund und anderen Clubs. Der zweite große Anbieter, Tipico, ist Sponsor der Deutschen Fußball-Liga DFL und unter anderem des FC Bayern München. Auch Tipico bietet die verbotenen Casino-Spiele auf seinen Seiten an.

Der Wissenschaftler Ingo Fiedler forscht an der Universität Hamburg zum Thema Glücksspiel. Er weist auf die Verantwortung des Deutschen Fußballbundes hin. „Der DFB ist ein Verein, er hat eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: Das ist Sport- und Jugendförderung. Ob Werbung für Online-Glücksspiel Jugendförderung ist, wage ich zu hinterfragen", sagte er dem NDR. Er warnt vor einer "Normalisierung" des Glücksspiels. Gerade Jugendliche würden denken, „wenn der DFB dafür wirbt, dann wird das schon eine gute Sache sein. Es ist aber ein höchstgefährliches Produkt".

Der DFB hat auf konkrete Anfragen zu dem Brief nicht reagiert, die Pressestelle schickte lediglich ein allgemeines Statement zum Thema Manipulation im Fußball. Die DFL gibt an, dass der Werbevertrag mit Tipico sich nur auf Sportwetten-Angebote beziehe. Tipico behauptet in einer Stellungnahme, die Dachmarkenwerbung sei erlaubt. Bwin beruft sich auf Anfrage auf den Standpunkt, dass das Casino-Angebot in Deutschland generell legal sei, weil das deutsche Recht dem Europarecht entgegenstehe. Dieser Argumentation hatte das Bundesverwaltungsgericht allerdings zuletzt widersprochen und damit das aktuell geltende Online-Casino-Verbot für Deutschland höchstrichterlich festgestellt. Borussia Dortmund erklärte mit Verweis auf ein anstehendes Heimspiel, dass man eine Anfrage kurzfristig nicht beantworten könne. Der FC Bayern München reagierte nicht.

Die Untersagung einer Kooperation mit Glücksspielanbietern dürfte die Vereine und den DFB Millionen kosten: Presseberichten zufolge zahlt Tipico dem FC Bayern mehr als 5 Millionen Euro pro Saison, der DFB soll dem Vernehmen nach sogar 50 Millionen Euro von Bwin für das Werbepaket erhalten. Soweit werden es die Beteiligten wohl nicht kommen lassen. Ein möglicher Kompromiss könnte darin bestehen, dass der DFB die Dachmarken-Werbung umgeht und bei seinen Werbebotschaften deutlich macht, dass sie sich nur auf einen Teil des Angebots von Bwin beziehen, nämlich die Sportwetten. Wie eine solche Lösung konkret aussehen würde, ist allerdings unklar.

 

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