Timmendorfer Strand – Die Aktivgruppe für Handel und Gewerbe Timmendorfer Strand e.V. hat mit Mike Lindner und Heinz Meyer eine Petition zum Erhalt der Bäderbahn vorgestellt, die wir nachstehend veröffentlichen:
„Diese Petition wendet sich an das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein mit der Bitte um den Erhalt der schienengebundenen Bäderbahn nach Timmendorfer Strand und Scharbeutz und damit, den Letter of Intent vom Land Schleswig-Holstein und der Deutschen Bahn von 2014 zu revidieren.
Beschreibung der Situation und Auswirkungen der Pläne
Die Bäderbahn soll nach Willen des Landes Schleswig-Holstein und der Deutschen Bahn keine Zukunft haben. Der Weiterbetrieb sei nach dem Neubau der zweigleisigen Strecke entlang der Autobahn A1 im Zuge der Hinterlandanbindung zur festen Fehmarnbeltquerung zu teuer. Dies hat für die Fahrgäste gravierende Auswirkungen. Nach den Plänen der Deutschen Bahn sollen Fahrgäste, die aus Hamburg und Lübeck Timmendorfer Strand erreichen wollen, in Zukunft bereits in Ratekau aussteigen. Timmendorfer Strand wird dann nur noch mit dem Bus erreichbar sein. Für Urlaubsgäste, Tagesgäste, Pendler und Ausflügler sind die Bahnhöfe auf der grünen Wiese unattraktiv und ein Umstieg in Bus oder Taxi, zeitintensiv, aufwändig, nicht zuverlässig, teuer und unbequem.
Auswirkungen auf Betroffene:
Bei täglich im Durchschnitt 1.400 Fahrgästen betrifft diese Planung jährlich ca. 450.000 Personen auf ihrem Weg zur Arbeit, zur Schule, zur Ausbildungsstätte, an den Strand oder in den Urlaub.
Hinzu kommen täglich im Durchschnitt ca. 900 Fahrgäste, die den Scharbeutzer Bahnhof nutzen.
Analysen gehen davon aus, dass dann ca. 50 % weniger Fahrgäste mit dem ÖPNV an die Ostsee reisen, stattdessen zusätzlichen Straßenverkehr verbunden mit Umweltbelastung, Lärm und Abgasen auslösen. Alleine an direktem Kaufkraftverlust errechnet sich so eine Summe von ca. 7,5 Mio. € im Jahr weniger in Timmendorfer Strand.
Die Betroffenen sind
1. Pendler, die zur Arbeit oder Ausbildung nach Timmendorfer Strand fahren. Viele Pendler arbeiten in gastronomischen Betrieben, die u.a. auf sehr frühe und sehr späte Verbindungen angewiesen sind. Busse werden das nicht leisten können. Es droht, dass die Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze in Timmendorfer Strand und Scharbeutz unattraktiver werden, da sie schlicht nicht mehr erreichbar sind. Dies in Zeiten von Fachkräftemangel schwächt den gesamten Wirtschaftsstandort und die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusorte. Aber auch andere Branchen, wie Handwerksbetriebe, Einzelhandel, Verwaltungen, etc. und die Firma Brandenburg oder die Curschmann-Klinik sind von Arbeitskräften von außerhalb der Gemeinden angewiesen. Für alle wird der Arbeitsweg länger und aufwendiger.
2. Pendler, die in Lübeck oder Hamburg arbeiten und auf die Bahn angewiesen sind.
3. Urlaubsgäste, die mit der Bahn anreisen. Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 15 % der (oft älteren) Gäste zurzeit die Bahn für ihre Anreise nutzen. Allein in Timmendorfer Strand wurden in 2018 ca. 360.000 Urlaubsgäste gezählt. Dies würde bedeuten, dass ca. 50.000 Urlauber mit der Bahn anreisen. Fallen wie prognostiziert 50% dieser Gäste weg, muss Timmendorfer Strand auf ca. 25.000 Gäste mit entsprechender Kaufkraft verzichten.
4. Tagesgäste, die an den Strand und zu Veranstaltungen mit der Bahn anreisen. An schönen Sommertagen reisen bis zu 400 Personen in einem Zug an die Ostsee. Es gibt keine Lösungsvorschläge, wie diese Anzahl von Tagesgästen aus Ratekau mit Bussen oder anderen Alternativen zum Strand befördert werden können.
5. Bewegungseingeschränkte und behinderte Personen, für die durch kompliziertere Fahrwege sich weitere Barrieren in der Anreise ergeben, die nicht zu bewältigen sind. Dies wiederspricht dem Recht auf Teilhabe.
Dies alles führt zu verstärktem Umsteigen in das eigene Auto und somit zu
– noch mehr Verkehrsbelastung für Hemmelsdorf und seine Einwohner
– noch mehr Verkehr in den Ostseebädern
– noch mehr Parksuchverkehr
– höherem Flächenbedarf für Parkraum, was unattraktiv ist und hohe Kosten verursacht
– zu erhöhtem CO2-Ausstoß und somit klimaschädlich ist
– zu mehr Lärm
Insgesamt leidet die Attraktivität der Gemeinde und beeinträchtigt die Lebensqualität und den Freizeitwert für alle Einheimischen und Gäste!
Begründung aus dem Koalitionsvertrag 2018 der Bundesregierung:
Das Vorhaben, die sehr erfolgreiche Bäderbahn aufzugeben, widerspricht dabei den Vorgaben des Koalitionsvertrages der Bundesregierung von 2018, wie folgender Auszug aus diesem Koalitionsvertrag belegt:
Zitat: „Schienenverkehr:
Pünktlichkeit, guter Service und hohe Qualität müssen Markenzeichen der Eisenbahn in Deutschland sein. Mit einem Schienenpakt von Politik und Wirtschaft wollen wir bis 2030 doppelt so viele Bahnkundinnen und Bahnkunden gewinnen und dabei u.a. mehr Güterverkehr auf die umweltfreundliche Schiene verlagern. …“ und etwas weiter:
„Wir wollen Bundesmittel für den Betrieb von Schienennebenstrecken zur Verfügung stellen sowie ein Programm zur Förderung der Mobilität im ländlichen Raum auflegen. Wir wollen Bahnhöfe und -haltestellen in den Regionen halten.“ Und noch etwas weiter:
„Für uns steht als Eigentümer der Deutschen Bahn AG nicht die Maximierung des Gewinns, sondern eine sinnvolle Maximierung des Verkehrs auf der Schiene im Vordergrund.
…. Das Schienennetz und die Stationen sind Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Entscheidungen, an welcher Stelle des Netzes in den Erhalt und Ausbau der Schieneninfrastruktur investiert wird, müssen durch den Bund frei von Gewinninteressen privater Dritter gefällt werden.“
Die Pläne der DB sind somit nicht mehr aktuell und widersprechen den Forderungen der Bundesregierung, bis 2030 die Anzahl der Bahnreisenden zu verdoppeln. Diese Ziele lassen sich nur mit einer leistungsfähigen und kundennahen Bahn erreichen.
Alle Logik und Vernunft spricht dafür, die Bäderbahn zu erhalten!
Bitte tun Sie es auch!!!“
Das Foto zeigt Mike Lindner und Heinz Meyer (von links)